ene't campus
Herr Sommer, Herr Spielvogel und Herr Rogowski, Sie sind Dozenten im Teilmodul „Digital Marketing: Strategische Ausrichtung und operativer Nutzen von Kundendaten/Big Data“.
Kundendaten sind die Basis des Geschäftserfolgs milliardenschwerer Internetkonzerne. Auch für andere Branchen werden diese Daten immer wertvoller. Wie wichtig sind Kundendaten für die Energiewirtschaft?
Sommer
Auch wenn die Energiewirtschaft mit Hinblick auf die Digitalisierung eher noch am Anfang eines grundlegenden Veränderungsprozesses steht, so darf man sich nicht täuschen: Letztlich bleibt auch in unserer Branche kein Stein auf dem Anderen – die altbekannten Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle werden stark an Bedeutung verlieren, teils sogar gänzlich verschwinden. Die Zukunft wird daher nicht den Zögerern gehören, sondern den mutigen Akteuren, die sich jetzt Gedanken zu revolutionären neuen Geschäftsansätzen machen.
Spielvogel
Das ist alles richtig. Es funktioniert jedoch unserer Erfahrung nach nur, wenn die Grundvoraussetzungen stimmen. Silo-Denken und ‑Wissen innerhalb der Unternehmen etwa sind dabei ein großes Problem. Da weiß der Energievertrieb z. B. nicht, was im Bereich Telekommunikation, Verkehr oder Bäderbetrieb für Kundenbeziehungen bestehen. Sei es, weil es die eigenen IT-Systeme nicht hergeben oder das Wissen teils sogar absichtlich nicht zugänglich gemacht wird. Wichtig sind auch entsprechende Unternehmensstrukturen und zunehmend agile Arbeitsweisen. Was helfen die besten Daten-Analysen, wenn ich erst Monate später in Vertrieb und Marketing darauf reagiere? Bis dahin hat sich die Lage längst wieder verändert. Dass ich für all das auch entsprechend qualifizierte Mitarbeiter benötige, dürfte auf der Hand liegen.
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Das klingt alles sehr aufwendig. Wie soll das etwa ein kleines Stadtwerk leisten?
Rogowski
Der Aufwand ist letztlich oft geringer, als man im Vorfeld denkt. In der Praxis zeigt sich regelmäßig, dass bereits viele aussagekräftige Daten vorhanden sind, diese aber nicht effektiv zusammengeführt und analysiert werden. Oft fehlt dazu das Know-how, teils haken die dazugehörigen Prozesse. Immer wieder können eigene Analysen etwa auch durch den Zukauf geeigneter externer Daten stark an Aussagekraft gewinnen. Grundsätzlich gilt bei alledem: Big Data Lösungen sind heutzutage, z. B. durch die Verwendung geeigneter Cloud-Lösungen, einfach skalierbar. Das heißt, die realen Kosten richten sich nach individueller Verwendung und nicht nach Unternehmensgröße. Das alles muss also nicht teuer sein – wenn man es denn richtig angeht.
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Das bedeutet, mit Abschluss Ihres Weiterbildungsmoduls sind die Teilnehmer regelrechte „Big Data Gurus“?
Sommer (lacht)
Bis zu einem „Guru“ ist es sicher noch ein weiter Weg. Aber die Teilnehmer erarbeiten gemeinsam mit uns wertvolles Rüstzeug, um zu erlernen, welchen konkreten operativen Nutzen sie aus Kundendaten und Big Data ziehen können und wie man das macht. So können sie im Anschluss in ihren Unternehmen vor Ort echte Potenziale heben und die Kehrtwende weg von reaktivem Marketing schaffen. Anhand von Best-Practice-Beispielen, übrigens auch aus Branchen, die dem Energiesektor hier weit voraus sind, entwickeln wir die Teilnehmer zu Realtime-Marketeers, die ihren Markt durch passgenaue Aktionen und Trendscouting begeistern.